Bad Lauterberg

Foto Bismarckturm Bad Lauterberg 1929

Standort

Kummel




Datenblatt


Höhe: 15 m

Kosten: 7.200 Mark

Grundsteinlegung: 10.04.1904

Einweihung: 19.07.1904

Foto Bismarckturm Bad Lauterberg Oktober 2005

Bismarckturm mit Waldgaststätte
Der Bismarckturm in Bad Lauterberg


Bauplanung

1894-1902

Bereits in den Jahren 1894/1895 wurde der Wunsch laut, auf dem 536 m hohen Kummel einen massiven Turm zu errichten. Der im Jahr 1847 von Oberförster Drechsel erbaute hölzerne Aussichtsturm in Form eines Pavillons war zu dieser Zeit bereits baufällig geworden.

Am 11.11.1902 wurde am Stammtisch im Hotel Langrehr in Bad Lauterberg eine Sammlung zum Bau eines Aussichtsturmes vorgeschlagen.


1903

Der Harzklub Zweigverein Lauterberg unter Vorsitz von Sanitätsrat Dr. med. August Tischmann trat am 20.10.1903 zusammen, um konkret über den Bau eines massiven Turmes zu beraten. Der marode hölzerne Kummelturm war zu dieser Zeit für Besucher gesperrt. Nach Gesprächen mit dem Forstfiskus (Eigentümer des Kummelturmes), welcher keinen neuen Turm errichten wollte, erteilte dieser dem Harzklub-Zweigverein die Erlaubnis für einen Neubau.

Die Baukosten für den Turm wurden auf 4.000 Mark veranschlagt. Das Kollegium des „Fleckens Lauterberg“ bewilligte einen Zuschuss von 750 Mark für den Turmbau, der massiv aus Stein und zu Ehren Bismarcks errichtet werden sollte.

Es bildete sich unter Vorsitz von Dr. Tischmann ein "Bauausschuss für den Bismarck-Turm". Am 22.11.1903 teilte Dr. Tischmann in einer Versammlung des Harzklub-Zweigvereins mit, dass durch private Sammlungen bisher 1.085 Mark an Spenden zusammengekommen waren. Auf der Sitzung wurde beschlossen, den Bismarckturm im Namen des Harzklubs-Zweigvereins zu übernehmen und beim Harzklub einen Beitrag zum Baufonds zu beantragen.

Zum Besten des Baufonds wurden auch Ansichtskartenmotive des Bauwerks verkauft.


1904

Bis Anfang 1904 waren 4.100 Mark an Spenden gesammelt worden. Am So., 10.04.1904 ab 15:30 Uhr wurde eine einfach gehaltene Grundsteinlegung durchgeführt. Bürgermeister von Ernsthausen sprach das Kaiserhoch, Dr. Tischmann verlas die Grundsteinurkunde, die anschließend zusammen mit anderen Gegenständen (u.a. Bauzeichnung und Sammellisten) in eine Kupferkapsel gelegt wurde.

Die Gesamtkosten von 7.250 Mark für den Turmbau wurden durch freiwillige Beiträge und mehrere Spendensammlungen finanziert.


Bauarbeiten

Der Turm wurde nach einem Entwurf von Maurermeister Kothe aus Bad Lauterberg aus Porphyr- und Ziegelsteinen erbaut. Die benötigten Porphyrsteine wurden in unmittelbarer Nähe des Bauwerkes gebrochen. Für die Verzierung und die Bekrönung des Turmes wurden rote Ziegelsteine verwendet.

Die Ausführung der Bauarbeiten übernahm Maurermeister Walter Nagel aus Bad Lauterberg. Die Schlosserarbeiten führte Schlossermeister Rotschuh durch.

Nach drei Monaten Bauzeit war der Turm vollendet.


Turmbeschreibung

Der 15 m hohe Aussichtsturm mit Befeuerungsmöglichkeit hat einen quadratischen Grundriss von 6,00 m x 6,00 m. Das Bauwerk gliedert sich in drei jeweils etwa 5 m hohe Elemente.


Erdgeschoss

Über eine Freitreppe mit drei Stufen ist die Eingangsebene auf der Westseite oberhalb einer 0,50 m hohen Podeststufe zu erreichen. Das Eingangsportal ist seitlich mit leicht hervorstehenden Ziegelsteinen mit jeweils drei seitlichen Aussparungen verziert. Im Giebel des Portals enden diese Außenverzierungen in drei dachartigen Spitzen in Form eines Dreizacks. Durch eine Metalltür gelangt man ins Innere des Turmes.
Das 5 m hohe Erdgeschoss verjüngt sich leicht nach oben hin und ist mittels einer schmalen dreifachen Stufung (Ziegelsteinbänder) optisch vom Mittelgeschoss getrennt.


Mittelgeschoss

Das 5 m hohe Mittelgeschoss verläuft in leicht bikonkaver Krümmung nach oben. Als Schmuckelement wurde auf der Eingangsseite mittig ein bronzenes Bismarck-Relief (1,40 m hoch, 0,80 m breit, gefertigt in der Bronzegießerei von Gladenbeck in Berlin-Friedrichshagen) angebracht.

Das Mittelgeschoss schließt mittels einer dreifachen Stufung und einem Fries nach oben hin ab.


Aussichtsgeschoss

Das Aussichtsgeschoss verläuft ebenfalls in leicht konkaver Krümmung nach oben.

Der Turmschaft kragt in etwa 13,50 m Höhe oberhalb eines Frieses aus (Zinnenbrüstung). In Höhe von 12,50 m ist ein schmaler Fensterschlitz im Turmschaft eingelassen.

Über 60 Steinstufen und eine 11-stufige Wendeltreppe aus Eisen gelangt man zur Aussichtsplattform mit einer Grundfläche von 4,00 m x 4,00 m. Der Ausstieg liegt in der Mitte der Plattform.

Auf der Aussichtsplattform wurden schmiedeeiserne Feuerpfannen mit Seitenlänge von 1,50 m installiert. Die Kosten dafür betrugen 80 Mark. Befeuert wurde der Turm mit Kieselgur, welches mit Petroleum und Benzin zu gleichen Teilen vermischt wurde. Die Brenndauer betrug eine Stunde bei einer Flammenhöhe von 3-5 m.


Turmgeschichte

1904-1938

Die Einweihungsfeier fand am 19.07.1904 ab 15:30 Uhr auf dem Kummel statt. Bürgermeister von Ernsthausen begrüßte die Festteilnehmer von den Stufen des Turmeingangs und hielt eine Ansprache, Dr. Tischmann hielt die Festrede. Danach erfolgte die Turmbesteigung in Gruppen zu je zwanzig Personen. Nach Eintritt der Dunkelheit wurde das erste Feuer auf dem Turmkopf entzündet.

Die Besteigung des Turmes kostete 10 Pfennig.

Seit dem 28.08.1938 wurde rechts vom Eingang eine Gedenktafel in Bronze mit Inschrift für den im Jahre 1914 verstorbenen Dr. August Tischmann enthüllt (heute ist die Gedenktafel links vom Eingang angebracht). Die Gedenktafel wurde nach dem Entwurf der Tochter des Verstorbenen, Elisabeth Tischmann, in Berlin aus Bronze gegossen und trägt zwei Inschriften.


1939-1987

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs nutzten deutsche Soldaten den Turm als Beobachtungsposten. Dem Gastwirt der Kummelbaude, A. Müller, gelang es, den Amerikanern eine Sprengung des Bismarckturmes auszureden. Zudem versteckte er deutsche Soldaten im Turm.

Unmittelbar nach dem Krieg verwüsteten Fremdarbeiter, u.a. aus Lagern frei gelassene Russen, die Umgebung des Turmes. Die Feuerpfannen wurden vor Juni 1987 entfernt.

Zwischen 1984 und Juni 1987 brannte die Kummelbaude („Gaststätte Bismarckturm“) aus. Im Juni 1987 war der Bismarckturm verschlossen.


1988-2016

Der Turm wurde ca. im Jahre 2000 saniert. Der Giebel des Eingangsportals sowie die dreifachen Stufungen zwischen den Bauelementen wurden bei dieser Maßnahme durch Metallbänder abgedeckt.

Im Juli 2004 wurde der Bismarckturm in Bad Lauterberg 100 Jahre alt. Am 17.07.2004 veranstaltete der Harzklub-Zweigverein Bad Lauterberg ein Jubiläumsfest.

Links im Turm am Eingang wurde eine Tafel mit folgender Inschrift eingelassen:   

 

„BISMARCKTURM
Erbaut vom Harzklub-Zweig-
verein Bad Lauterberg 1904
Höhe über NN 536 m
Turmhöhe 15 m"


Eigentümer des Turmes ist der Harzklub-Zweigverein Bad Lauterberg im Harz.


2017 bis heute

Im Dezember 2017 wurden Sanierungsschäden durch ins Mauerwerk eindringende Feuchtigkeit festgestellt. Teile des äußeren Mauerwerks waren lose. Die Kosten der Sanierung wurden zunächst auf 250.000 EURO geschätzt.

Der Harzklub-Zweigverein Bad Lauterberg plante im Jahr 2018 mehrere Spendenaktionen, um die Kosten für die Sanierung aufbringen zu können.

Im Januar 2020 wurde ein Gutachten für die Sanierung beauftragt. Nach diesem im Juni 2020 vorliegenden Gutachten soll die Turmsanierung rund 400.000 €. kosten (im Juni 2023 wurden die Sanierungskosten mit 560.000 € beziffert).

Im Jahr 2022 wurde durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz eine Fördersumme von 100.000 Euro zugesagt. Bis 2023 kamen durch Sammelaktionen bereits rund 50.000 € zusammen.
Die Sanierung ist für 2023 oder später avisiert.
Im Juni 2023 wurde bekannt, dass der Bismarckturm Bad Lauterberg mit 197.956,33 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm XII des Bundes gefördert wird.


Öffnungszeiten (Stand: Juni 2023)

Derzeit unbekannt


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial

Waldgaststätte Bismarckturm Bad Lauterberg

Bismarckturm Bad Lauterberg (Netzseite Harzklub)


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 244-245
- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von BAD LAUTERBERG (Niedersachsen)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 103 "Bismarck-Feuersäule bei Bad Lauterberg-Harz", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschriften des Bismarck-Bundes; 2. Jahrgang 1904 (Nr. 6, S. 3; Nr. 9, S. 2 u. Nr. 11-12, S. 9), 5. Jahrgang 1907 (Beilage: „Die Bismarck-Feuersäule“)


Fotografen

- Jörg Bielefeld, Leverkusen (März 2001)

- Ralph Männchen, Dresden (Oktober 2005)
- Albrecht Behrends, Bochum (April 2011)

- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (Juni 2020)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Bad Lauterberg

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bad Lauterberg undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bad Lauterberg 1907

Foto Bismarckturm Bad Lauterberg 1904

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bad Lauterberg undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bad Lauterberg 1927

Foto Eingangsbereich Bismarckturm Bad Lauterberg Juni 2020

Ansichtskartenmotiv Entwurf Bismarckturm Bad Lauterberg 1904

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bad Lauterberg undatiert

Foto Bismarckturm Bad Lauterberg März 2001

Foto Bismarckturm Bad Lauterberg März 2001

Foto Bismarckturm Bad Lauterberg April 2011

Foto Plattform Bismarckturm Bad Lauterberg Oktober 2005

Foto Bismarck-Relief am Bismarckturm Bad Lauterberg Juni 2020

Foto Bismarckturm Bad Lauterberg Juni 2020

Foto Tafel am Bismarckturm Bad Lauterberg Juni 2020

Foto Plattform Bismarckturm Bad Lauterberg Juni 2020

Foto Treppe Bismarckturm Bad Lauterberg Juni 2020

Foto Eingangsbereich Bismarckturm Bad Lauterberg Juni 2020

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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